2021 ist ein Jahr für viele neue Ideen! Und die besten Ideen entstehen an der Basis aus eigenen Erfahrungen. So auch diese Idee von Finn-Ole Höpner aus meinem Wahlkreis, die ich euch gerne vorstellen möchte.
Viele wissen nicht, was sie nach dem Schulabschluss machen sollen und entscheiden sich erst einmal für ein Praktikum. Oft sind auch Praktika während des Studiums Pflicht oder Einstellungskriterien für Jobs. Viele können sich ein Praktikum aber nicht leisten, weil es zu schlecht oder gar nicht vergütet wird. Und daraus ist die Idee eines Praktikums-Bafögs entstanden. Also, wie könnte sowas aussehen?
Problembeschreibung:
Berufspraktika sind in der heutigen Arbeitswelt aus zwei zentralen Gründen unerlässlich:
- Zum einen bieten sie jungen Menschen in der diversifizierten und individualisierten Gesellschaft die Möglichkeit verschiedene Berufsalltage, Tätigkeitsfelder und Herausforderungen der Arbeitswelt kennenzulernen. Dies‘ ist besonders mit Blick auf die heutige Erzählung eines selbstbestimmten und -erfüllenden Berufslebens eine wichtige Möglichkeit, die allen Einkommensschichten offenstehen sollte!
- Zum zweiten gelten heute in vielen Berufszweigen einschlägige Berufserfahrungen in Form von Praktika als Voraussetzung für eine Einstellung/Ausbildung. Und selbst wenn diese nicht als Voraussetzung gelten, haben Bewerber*innen, die diese vorweisen können, deutlich bessere Chancen.
Da Praktika jedoch i.d.R. schlecht oder gar nicht entlohnt werden, stellt diese Praxis eine enorme Chancenungleichheit für den Eintritt junger Menschen in das Arbeitsleben dar.
Junge Menschen aus einkommensschwachen Haushalten haben hier aus ökonomischen Gründen weniger Möglichkeiten 6-8 wöchige oder längere un- oder schlecht bezahlte Praktika zu bestreiten. Aber auch junge Menschen aus einkommensstarken Haushalten, in denen die Eltern nicht bereit sind dies‘ zu finanzieren, bleiben diese Möglichkeiten verwehrt.
Dies‘ betrifft sowohl Absolvent*innen aller Schulformen, die nach dem Abschluss noch auf der Suche nach einer Arbeit sind, in der sie sich verwirklichen können, als auch Studierende die während des Studiums, oder nach dessen Abschluss Praktika absolvieren müssen, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können!
Hier geht es somit um Chancengleichheit! Zum einen darin, einen Beruf zu finden, in dem ein Mensch gut und gerne zu arbeiten bereit ist. Zum anderen darin, allen annähernd gleiche Chancen für qualifizierte Berufserfahrung in Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt zu schaffen!
Diskussionsvorschlag:
Schaffung eines sozial- und arbeitsmarktpolitischen Instrumentes zur Förderung der individuellen Berufsorientierung und – qualifizierung!
- ein festzulegenden Kontingent an unterstützend finanzierten Praktikumswochen/-monaten (Bspw. insgesamt 12 Monate)
- dieses kann beliebig in einem festgelegten Altersrahmen (bspw. zw. d. 16. u. 30. Lebensjahr) abgerufen werden.
- der finanzielle Unterstützungsbeitrag bemisst sich am BAföG-Satz und wird mit der Praktikumsentlohnung verrechnet
- es steht elternunabhängig jedem Menschen mit Schulabschluss zur Verfügung
- zugleich sollten Anreize geschaffen werden, damit Unternehmen dennoch und vermehrt eine Vergütung zahlen, oder dieses Instrument mit Steuerabgaben Querfinanzieren
Was ist daran sozialdemokratisch?
- Aus sozialdemokratischer Sicht, die Arbeit als zentralen Punkt eines jeden Lebens ansieht, sollte es unser Ziel sein allen Menschen gleiche Möglichkeiten zu geben, eine berufliche Heimat zu finden, in der wir gut und gerne Arbeiten. Es sollte unser Anspruch sein, dass möglichst wenig Menschen ihre Berufswahl rein aus ökonomischen Zwängen treffen müssen – auch aus gesundheitlichen Gründen
- Auch mit Blick auf die sozialdemokratische Grundfeste der bildungspolitischen Chancengleichheit ist dies die logische Konsequenz in dem Übergang aus Bildungseinrichtungen in den Arbeitsmarkt.
Warum Fördern?
- Langfristig definitiv wünschens- und erstrebenswert, kurzfristig aber kontraproduktiv, denn: besonders kleinere Unternehmen würden dann eher die Anzahl d. Praktikumsplätze verringern, oder keine mehr anbieten. Dies hätte zur Folge, dass weniger Menschen ein Praktikum antreten könnten.
- Dennoch müssen hier auch Anreize für eine Entlohnung der Praktikant*innen geschaffen werden und eine Ausnutzung des Instrumentes durch die Wirtschaft verhindert werden.